Desistieren 02

Die vierteilige Serie Desistieren wird durch die Werkphilosophie der PerformerInnen bestimmt und fordert radikale Formentscheidungen: der bildende Künstler Marc Aschenbrenner und der ivorische Performer Franck Edmond Yao verbinden sich bei gegensätzlicher Physis zu einem labilen Kraftsystem. Ein bißchen sprachbehindert, aber empathisch nehmen sie brutale Anstrengungen auf sich. Performance ist dafür ein Rahmen, aber sie würdens auch einfach so machen.

Bei Melissa Logan von Chicks on Speed und DJ Meko aus dem Pariser Club Ivoire kommen Codes und Styles ins Schlittern. Meko, das Fashion Chamelion, wertet jede Umgebung auf und die Umgebung ihn, ein Modell im eigenen Auftrag gibt der Oberfläche Selbstbestimmung. Update und Remix statt Orginalität und Genie zählen für Melissa Slogan.

Knut Klaßen für Melissa Logan

Als Jugendliche hab ich Slogans von Jenny Holzer auf dem Weg zur Mall gesehn. Nicht Werbung für ein Produkt, sondern für eine Idee. Keine Eindeutigkeit der Aussage. Seitdem bin ich Melissa SLOGAN.
Das Bild an der Wand im Museum ist die tote Ware. Das Bild muss von der Wand auf den Mensch, das ist die Performance. Wie beim Situationisten Pinot Gallizio, mein Favorit beim Studium. Bei ihm ist das Bild an den Wänden, an der Decke auf dem Boden und auf dem Kleid. Die Malerei an einen Menschen heften und für einen Moment des Aufscheinens verranzen.
It is so rough & modern at the same. Die Künstlerinnen sind tot, das Material ist noch da. Im Museum überleben muss man erst mal wollen. Aber man stolpert da so rein, außerdem mag ich Kuratoren Dinner und auf der Yacht rumgondeln, auch wenn ich da wie eine falsche Neureiche bin. Man braucht seinen Platz in der Reihe der anderen, sonst ist man als Künstlerin nicht da.
Was so eigen ist, das es tot an der Wand hängen kann gibt’s nicht mehr. Besser was schnell kopieren, in einen anderen Kontext ziehen und kurz aufscheinen lassen. Edutainment, weil man immer ein Thema, eine Haltung drunterlegen kann, die Form soll nicht rein bleiben. Für die reine Form gibt’s immer so Männer Schiedsrichter, die sagen was geht und was nicht. Je labiler und bastard-mässiger die Show ist, desto besser.
Wir haben gesagt wir sind Chicks on Speed. Wir sind das Gegenteil des Einzelgenies vor der Leinwand. Auch das Gegenteil des verkappten Einzelgenies mit seinem Assistentensystem vor den Leinwänden. Wir sind eine Gruppe, auch wenn die irgendwann wieder auseinanderfällt. Es stimmt nicht, dass sich Frauen untereinander mehr Stress machen.
Man bleibt ja immer auch sein eigener Name. Man kann immer in overlapping circles arbeiten. Beim Dinner sind wir immer in der Überzahl. Das Dinner wird Party und wir machen die Musik. Was wir machen ist ein ständiges raus und reintragen in die Kunst. Art, Music, Fashion, Action.
Wir haben kein Problem mit Nacktheit, die ging immer in der Kunst, darum nutzen wir sie auch. Mit dem Blick der Frau auf die Frau. Und gleichzeitig spielen wir mit dem Blick des jeweils anderen Geschlechts. Es gibt keine Geschlechtsidentität.
Das tote Material das Glänzt ist das Idealobjekt der Repräsentation. Es ist schön, wenn man was herstellt, was gekauft wird. Geld ist das beste Mittel seine Ängste in den Griff zu bekommen. Man wird von denen gekauft, die sich damit vergrößern. Du bist so groß wie dein Auto oder deine Sammlung. Darin liegt eine simple Wahrheit, die Erwachsen aussieht. Diese Art von Kunst spalten wir jetzt ab.
Tanz ohne Verzögerung, was ich singe oder singe, was ich tanze